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Der Bildhauer Alois Schild im Interview

Mit seinem "rostigen Haufen Blech" ist Schild seit 30 Jahren auf der ganzen Welt erfolgreich. 

Wir Künstler sind heute gefordert wie noch nie.
Alois Schild, Bildhauer

Ein rostiger Haufen Blech

Der Kramsacher Bildhauer Alois Schild im Interview

Man kennt seine Skulpturen wie den gelben Engel an der Inntalautobahn bei Kundl oder die Metallkonstruktion beim Kreisverkehr Reutte. Aber nicht nur im Gebirge prägen Alois Schilds Skulpturen das Landschaftsbild. Mit seinem „rostigen Haufen Blech“, wie es der Künstler selbst nennt, ist Schild seit 30 Jahren auf der ganzen Welt erfolgreich. Die bunten, rostigen und monumentalen Skulpturen sind etwa auch in Korea, Japan, Mexiko, Frankreich, China und sogar in der Mongolei unübersehbar. Im Interview spricht der Bildhauer über Kunst im Grünen, Kultur als Vermittler und warum Künstler heute mehr denn je gefordert sind.   

 

Kunst mit Natur im Dialog

 

Ihre Skulpturen findet man u.a. an Kreisverkehren, Straßen oder neben der Autobahn. Gibt es einen Ort an dem man Ihre Großplastiken ohne Autolärm betrachten kann? 
Ja klar. Im Skulpturenpark Kramsach tritt meine Kunst mit der Natur in einen Dialog. Der Park liegt auf einem 8.000 Quadratmeter großen Grundstück, sehr idyllisch an der Brandenberger Ache. Er ist das ganze Jahr über geöffnet. Das macht auch den Reiz des Parks aus. Der Rost korrespondiert mit dem intensiven Grün des Waldes und Wassers. Mir ist es wichtig, dass der Park kostenlos zugänglich ist, damit jeder diesen zauberhaften Ort genießen kann.

Sie engagieren sich auch für den kulturellen Austausch, was darf man sich darunter vorstellen?
Seit neun Jahren veranstalten wir unser Karibu-Fest bei mir im Garten. Es ist eine Initiative, bei der sich Menschen verschiedener Herkunft austauschen und kennenlernen. Dieses Mal waren 600 Menschen aus 42 Nationen hier, die ihre Kultur durch Tänze, Essen, Texte und Lieder vorstellten. Es kommt ein kunterbunter Haufen zusammen. Sowohl die Menschen anderer Kulturen, als auch die Tiroler, die mit Ziehharmonika und Schuhplattler unsere Traditionen vorführen. Wir möchten zeigen, dass wir miteinander leben müssen und wollen. 

Wir müssen die Themen der Zeit auffassen und nicht unser eigenes Ego oder Befindlichkeiten pflegen.
Alois Schild, Bildhauer

Die Welt ist in Bewegung

Seit 30 Jahren sind Sie auch international als Künstler tätig. Würden Sie sagen, dass Tirol in kultureller Hinsicht bunter geworden ist?
Ja auf jeden Fall. Allein wenn ich an meinem Heimatort Kramsach denke. Hier leben Japaner, Chilenen, Venezolaner, Afrikaner und jetzt auch Leute aus Syrien. Die Welt ist in Bewegung. Das ist auch ein Teil der Globalisierung. Ich sehe ein großes Potential in dieser Entwicklung. Die Menschen aus anderen Nationen sind da. Aus welchen Gründen auch immer. Davor kann man die Augen nicht verschließen. Diese Menschen werden ein Teil unserer zukünftigen Gesellschaft sein. Und wenn wir uns damit nicht auseinandersetzen, bekommen wir alle ein großes Problem. 

Inwieweit sind Künstler gefordert aktuelle Entwicklungen zu erkennen? 
Wir Künstler sind heute gefordert wie noch nie. Das ist unser Auftrag und das erwartet sich die Gesellschaft. Wir müssen die Themen der Zeit auffassen und nicht unser eigenes Ego oder Befindlichkeiten pflegen. Künstler haben den Vorteil, dass sie keinen Normen, Zwänge oder Abhängigkeiten folgen müssen. Wir können die Sicht auf das Wesentliche richten. Das ist unser Privileg, aber auch unsere Verpflichtung. Kunst ist und muss ein Spiegel der Gesellschaft sein, um Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. 

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