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Museumsfriedhof Tirol Erweiterung

Im Lustigen Friedhof in Kramsach begegnet man dem Tod mit einer gewissen Heiterkeit. Hans Guggenberger betreibt den ungewöhnlichen Museumsfriedhof, auf dem Grabkreuze mit skurrilen Inschriften ausgestellt sind. Nun wurde der „Friedhof ohne Tote“ erweitert.

Der etwas andere Zugang zum Tod...

Im Lustigen Friedhof in Kramsach begegnet man dem Tod mit einer gewissen Heiterkeit

Hans Guggenberger betreibt den ungewöhnlichen Museumsfriedhof, auf dem Grabkreuze mit skurrilen Inschriften ausgestellt sind. Nun wird der "Friedhof ohne Tote" erweitert. 

"Mit Schi im Schuss – dann war Schluss."

Knapper lässt sich ein Skiunfall nicht beschreiben. Mehr über das Ableben erfährt man in diesem Sprüchlein: "Hier in dieser Gruben liegen zwei Müllerbuben geboren am Chiemsee gestorben an Bauchweh." Bei so viel posthumer Freimütigkeit kann man nur schmunzeln. Offenbar hatte man früher einen etwas anderen Zugang zum Tod.

 

Hier schweigt Johanna Vogelsang. Sie zwitscherte ihr Leben lang.
Museumsfriedhof Kramsach

Hans Guggenberger und seine Sammlung

 

Über 100 Grabkreuze mit solch kuriosen Inschriften findet man heute am Lustigen Friedhof in Kramsach. Begraben ist hier allerdings niemand. Die Kreuze stammen aus der Sammlung von Hans Guggenberger. Der Steinmetzmeister und Sagzahnschmied hatte in seinem Beruf viel mit der Grabgestaltung zu tun. Die schönsten und ungewöhnlichsten Kreuze bewahrte er vor dem Altmetall. Und so kam er bereits im Jahr 1965 auf die Idee, die außerordentlichsten Kreuze in seinem Museumsfriedhof aufzustellen.

Das meist besuchte Museum Tirols!

Die kürzesten Lebensläufe der Welt


In einem Arkadenhof neben der Kunstschmiede kann man die Kuriositäten vergangener Tage bestaunen. Heute ist der Friedhof ohne Tote das meistbesuchte Museum Tirols. Rund 200.000 Besucher pro Jahr kommen hier her, um über die Sprüchlein zu schmunzeln. Lachen ist ausdrücklich erwünscht, auch wenn einem so manches Lachen im Halse stecken bleibt:

"Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug" lautet eine weitere Inschrift. Guggenberger nennt solche Sprüche „die kürzesten Lebensläufe, der Welt“. Gelegentlich wird auch die Art des Todes recht flott beschrieben – wie etwa bei diesem hier: "Aufigstiegen – obagfalln. Hin gwösn'n" (z.D. hinaufgestiegen - herabgefallen - tot gewesen).

Die Inschriften geben Einblicke in die Denkweise früherer Generationen. Man bekommt eine Vorstellung davon, die hart der Alltag in den Bergen war. Und entdeckt auch, dass man nicht so zimperlich mit den Verstorbenen umgegangen ist, wovon folgender Spruch aus dem Oberland zeugt:

"Es liegt begraben die ehrsame Jungfrau Nothburg Nindl, gestorben ist sie im siebzehnten Jahr just als sie zu gebrauchen war".

Die größte Grabkreuzsammlung Europas

Sammlung mit 1000 Grabkreuzen

Bis ins späte 19. Jahrhundert gab es im Alpenraum den Brauch, mit teils derben, witzigen Sinnsprüchen an die Verstorbenen zu erinnern. Die historischen Kreuze in Kramsach stammen überwiegend aus Tirol. Aber auch aus anderen Teilen des Alpenraums, wie Südtirol, Salzburg und Bayern, hat Guggenberger wahre Raritäten zusammengetragen. Im Laufe der letzten 50 Jahre kamen so 1000 Kreuze zusammen. Die meisten davon lagern in seinem Depot. Fünf Jahrhunderte alpenländischer Grabkultur gibt es hier zu sehen. Es ist die größte Grabkreuzsammlung Europas. 

Erweiterung mit Kapelle und Totentanz

Erweiterung 2021, Fertigstellung 2022

Lange arbeiteten Hans Guggenberger und Martin Reiter an dem Konzept für die Erweiterung sowie Neugestaltung des Museumsfriedhofes, die im Jahr 2021 umgesetzt wurden. Mittelpunkt ist eine kleine Kapelle. Innerhalb des historischen Arkadenhofs wird man dann weitere kuriose Grabsprüche entdecken. 2022 wurde der monumentale Totentanz von Markus Thurner ebenfalls erweitert. Denn bis zur Jahrestagung der Europäischen Totentanzvereinigung, die ihre Jahrestagung in Kramsach ausrichtet, soll der Museumsfriedhof fertig gestellt sein. 

Der Museumsfriedhof Tirol in Kramsach ist 365 Tage im Jahr bei freiem Eintritt geöffnet. Dieses Gratisangebot ist nicht nur ungewöhnlich in der Museenlandschaft, sondern auch die Besonderheit der Ausstellungsobjekte am Gelände.

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